/ - Das pralle Leben Asiens
»Was erwarte ich von vier Wochen in Vietnam und Kambodscha? Viel, ja sehr viel Kultur, Paläste, Tempel - und das pralle Leben«, sagt Friedlinde Spindelböck. Gemeinsam mit ihrer Freundin Regina macht sich die Stuttgarterin über den Jahreswechsel auf den Weg. Ihre Eindrücke fasst sie für Globalscout zusammen.
Ankunft in Hanoi, Vietnam
Neben hektischem Verkehr in den Städten gibt es in Vietnam natürlich auch romantische Orte: rechts ein Hochzeitspaar am Hoan Kiem See in Hanoi.
»Direkt um die Ecke!« erweist sich als Glücksfall. Von der geschäftigen Strasse führt ein schmaler Durchgang zum Hotel Golden Sun Villa, das erst vor zwei Wochen eröffnete. Unser Zimmer liegt im achten Stock. Es hat ein großes Bad mit normaler Dusche und zusätzlich eine »Regendusche«, gespeist aus dem, was ohnhin reichlich vom Himmel fällt. Der körperliche Kontakt mit der Natur ist also gesichert – und ein Genuss. Die Mitarbeiter des Hotels sind sehr nett, stets besorgt und hilfsbereit. Das wird in den nächsten Wochen immer wieder so sein. Asien heißt uns willkommen!
Obst, Gemüse - das Fahrrad als mobiler
Marktstand.
Großtransporte auf dem Motorrad. Irgendwo gibt es da auch einen Fahrer.
Vom Hotel aus sind es nur wenige Meter in die Altstadt von Hanoi. Wir wohnen in der Trommelstrasse, nicht weit von der Kathedrale aus der französischen Zeit.
Die Trommel und die Andacht: Wer wird gewinnen? Nach Angaben von 2010 soll es allein in Hanoi 1,5 Millionen (!) Motorräder geben. Die trommeln nicht, knattern aber rund um die Uhr. Jetzt, also 2013/2014, sind es sicher noch viel mehr Motorräder. Eigentlich reichten die bereits für einen dauernden Stau. Hinzu kommen Autos, Busse, Lkw und Traktoren.
Und was hier alles auf Motorrädern und Fahrrädern transportiert wird! Die Fahrer sind wahre Akrobaten. Oft sieht man sie vor lauter Ladung kaum.
Auch ein Import: Der Schneemann hat
es bis nach Hanoi geschafft.
Weihnachten mit Nikolausmütze ist
doch am schönsten.
Die Besucher fotografieren sich vor diesem Hintergrund vorzugsweise mit Nikolausmütze. Im Hotel erfahren wir, dass viele Menschen extra von weit außerhalb Hanois anreisen, weil alles so großartig geschmückt ist. Die Heilige Nacht ist dadurch alles andere als still. Die Stimmung erinnert mich vielmehr an Silvester und Stuttgart zur Jahrtausendwende.
Bei diesen ersten Eindrücken wird es nicht bleiben. Wir haben viel vor in unseren ganz privaten Asienwochen.
Historische Anlagen entlang unseres Wegs, die viele Kriege überdauerten.
Zeichen religiösen Brauchtums an
einem steinalten, knorrigen Baum.
Von Halong bis Huế
Bei unserem Ausflug in die malerische Halong–Bucht übernachten wir wenig später an Bord einer richtigen Dschunke. Ganze Karawanen von ähnlichen Wasserfahrzeugen sind unterwegs. Etwa 40 haben über Nacht um uns herum festgemacht.
Dafür reist man gerne weit: die zauberhafte Halong-Bucht.
Doch die Nacht ist schnell vorbei. Meine Freundin Regina und ich setzen bereits den nächsten Schritt in die Tat um. Wir entscheiden uns dafür, unser nächstes Ziel, Huế am »Parfümfluss«, doch besser über den Luftweg anzusteuern. Erstens gibt es gerade keine passende Zugverbindung, zudem dauern die 650 Kilometer zwölf Stunden. Den Ausschlag gibt, dass Reginas Magen aktuell mit der Küche auf Kriegsfuss steht. Das spricht dann endgültig für den einstündigen Flug. Für umgerechnet 80 Euro pro Person ist der ohnehin ein Schnäppchen.
Das Hotel in Huế ist etwas älter. Ich bekomme ein Zimmer für mich allein, und das tut mir nach den vielen Eindrücken auf der bisherigen Reise ganz gut. Noch immer versuche ich, meine Wintererkältung aus Deutschland durch Einreibungen mit japanischem Heilpflanzenöl und viel Ingwertee loszuwerden. Einfach ist das nicht; es ist für die Jahreszeit zu kühl, zudem grau, und es nieselt.
Das Wetter in Huế ist grau, verhangen und nieselig. Heute sind wir sieben Stunden unterwegs. Fast vier davon verbringen wir in der Zitadelle und im alten Kaiserpalast. Besser gesagt in dem, was im letzten Jahrhundert nach den Angriffen der Amerikaner davon noch übrig geblieben oder später wieder rekonstruiert worden ist. Der Palast in Peking war das Vorbild für diese beeindruckende Anlage.
Beindruckend verzierter Eingang zum Kaiserpalast in Hue.
Appetitlich: Die berühmte vietnamesische Nudelsuppe Pho Bo.
Nach der vielen asiatischen Kost die letzten Tage haben wir heute Lust auf etwas »Internationales«. In einem Fastfood-Restaurant, eine Art vietnamesischer Mc Donald, genießen wir ganz einfache Hamburger, Cola und Pommes ohne all die Finessen rund um Suppen, Gemüse und Reis. Wir lassen den Abend ruhig ausklingen, mit Schreiben, Bilder gucken und den Koffer neu sortieren. Denn nach dem Jahreswechsel reisen wir von Huế über den Wolkenpass in den wärmeren Landesteil von Vietnam.
Der Wolkenpass - hart umkämpfte Klimascheide
Der Wolkenpass ist nur 500 Meter hoch. Diese Klimascheide zwischen Nord- und Südvietnam ist gleichzeitig die ehemals hart umkämpfte Linie der Amerikaner im Vietnamkonflikt von 1955 bis 1964 und die Nachwehen bis in die 1970er Jahre.
Begriffe wie »Vietcong«, »Tet-Offensive«, Namen wie Lyndon B. Johnson und Richard Nixon und der Waffenstillstand im Januar 1973 fallen mir ein. Jedoch erst als am 1. Mai 1975 nordvietnamesische Truppen Südvietnam vollständig erobert hatten, beendeten sie einen 20 Jahre dauernden Krieg, der Millionen vietnamesischer Zivilisten, Soldaten und zigtausend US-Soldaten und deren Verbündete das Leben kostete. Ich erinnere mich auch an das hochgiftige Entlaubungsmittel »Agent Orange«, das mit seinen Nachwirkungen keinen Unterschied zwischen Freund und Feind gemacht hat.
Der Wolkenpass präsentiert sich uns ohne Wolken. Er entlässt uns in eine weit wärmere Landschaft. Wir erreichen Hội An an der Küste des Südchinesischen Meers in Zentralvietnam. In der Stadt leben etwa 75.000 Einwohner. Die Altstadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hội An war eine Handelsstadt, attraktiv für chinesische und japanische Händler. Der Hafen war schon bald zu klein für die größer werdenden Schiffe und versandete. Die Stadt begann vor sich hin zu dämmern. Zum Glück, denn so überdauerte ihr altes, sehenswürdige Zentrum.
Laternen in Hội An: hier Souvenir ...
... dort Schmuck in einer prachtvollen Halle.
Längst sind in die früheren Handelshäuser Läden, Lokale, Schneidereien und Werkstätten eingezogen. Sie versorgen Touristen mit allem, was niemand wirklich braucht. Viele der angestammten Bewohner zogen freiwillig in die Außenbezirke. Andere wurden umgesiedelt. Wer in der Altstadt überleben will, muss sich heute im Wettbewerb um die Touristen lauthals behaupten: »Where do you come from?«, »Come to my shop!«
Die geführten Touren durch die Altstadt gleichen einem strammem Durchmarschieren und lassen den Reisenden wenig Zeit, sich bei den kleinen Händlern umzuschauen. Immer wieder haben wir den Eindruck, dass die Leute bis ins hohe Alter arbeiten müssen. Vor allem Frauen sprechen uns an. Auch sie wollen etwas von dem touristischen Kuchen abhaben, präsentieren ihre Waren an einfachen Ständen und bieten leckere Gerichte in mobilen Küchen an. Viele Händlerinnen kommen aus dem weiteren Umland und gehen erst heim, wenn sie all ihre Waren los sind.
Straßenverkauf in Hội An am frühen Morgen. Noch ist es ansonsten ruhig in der alten Handelsstadt.
Am schönsten finde ich Hội An am frühen Morgen, also noch vor 7 Uhr. Dann kaufen die Einheimischen in aller Ruhe ein. Die Andenkenläden sind noch geschlossen, so dass wir in den Gassen noch die Struktur der alten Handelsstadt erkennen und genießen können.
Morgen geht es weiter nach Saigon. Es wird 32 Grad und wärmer werden und ziemlich feucht. Wir werden vier Mal in der Stadt nördlich des Mekong-Deltas übernachten und dann weiter nach Siem Reap in Kambodscha reisen.
Ich freue mich auf die Anlagen von Angkor Wat und weitere Khmer-Tempel im Dschungel. Danach steht zum Abschluss unserer Reise ein Hotel mit Pool an. Drei Wochen werden bis dahin vorbei sein, seit wir in Hanoi gelandet sind. Schon jetzt sind wir ziemlich weit unter unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen herumgekommen.
Kambodscha - Aufbruchstimmung auch in Siam Reap
Siem Reap in Kambodscha ist der Ausgangspunkt für unsere Tempel-Tour – und vor allem natürlich für unseren Besuch des legendären Angkor Wat. Die Ausflüge werden uns fordern, deswegen gönnen wir uns »für die Zeit danach« ein schönes Hotel mit Wellnessbereich. Auch wenn ich damit vor allem den Pool meine, fühlen wir uns im Chateau d'Angkor insgesamt sehr wohl. Unsere Suite hat immerhin zwei Schlafzimmer und zwei Bäder. Das reichhaltige Frühstück bereitet uns bestens auf den Tag vor.
Als wollte der Wald das Geheimnis um Angkor Wat für sich behalten.
Fahrten zu den Tempeln sind mit Reisebussen, Mietwagen, Minivans oder Tuk Tuks möglich. Diese Motorräder mit Anhänger für die Reisenden sind eine stilvolle Art, in Kambodschas Touristenzentren herumzukommen. Ganz Mutige versuchen das sogar mit dem Fahrr
ad. Das ist ein fast so großes Wagnis wie die Tour in einem immerhin 50 Jahre alten Jeep. – Wir entscheiden uns für Tuk Tuk und »stilvoll«.
Die Tempelanlagen sind beeindruckend. Wie original auch immer sie tatsächlich erhalten sein mögen: Ich kann mich kaum sattsehen an den Bauten, den fein gearbeiteten Figuren und Verzierungen. Meine Begeisterung dämpfen lediglich die hohen Temperaturen. Ich komme bei über 30 Grad kaum mit dem Trinken gegen das Schwitzen an.
Erst bei unserer zweiten Tour empfinde ich mich besser angepasst. Zudem liegen die Tempel in schattigen Wäldern, deren Bäume sie mit ihren Wurzeln und Ästen in ein geheimnisvolles Gewirr verstricken. Fast wie ein ganzes Nest voll Schlangen, von denen ich hoffe, dass es sie hier besser gar nicht erst gibt.
Überwuchterte Anlagen wie in klassischen Dschungelfilmen.
Abends essen wir Indisch. Am Strand wäre sogar eine Bratwurst möglich gewesen. Kambodscha wirkt sehr entspannt, selbst wenn Siem Reap sich darum bemüht, mit internationalen Standards gleichzuziehen. Der Stadt droht dadurch die weltweit übliche Vermassung mit Hotels, Lokalen und Shopping-Gelegenheiten. Die meisten Touristen kommen aus Korea und stürmen nahezu die Sehenswürdigkeiten.
Es ist Freitag und unser vierwöchiges »Asien special« nahezu vorbei. Ich bin voll mit Eindrücken, in denen die Farben Grün, der Verkehrslärm und die Tuk Tuks auf dem Weg zu den Tempeln eine besondere Rolle spielen. Wir fliegen über Siem Reap zurück nach Saigon, von dort nach Frankfurt und fahren dann mit dem Zug nach Stuttgart.
Wie im deutschen Sprichwort habe ich eine Reise getan und kann auch 'was erzählen. Unser Asientrip hat ein bisschen die Zeit verzerrt: Es ist viel geschehen, weit weg von den sonstigen Routinen. Ich freue ich mich auf meine Familie, Freunde und Bekannten – und auf etwas echt Deutsches: Vollkornbrot vom Bäcker nebenan.
Text und Bilder: Friedlinde Spindelböck, Stuttgart; Redaktion: Peter Kensok, Globalscout
- Friesen in Indien
Friesen sind Verwandte Altspanischer Pferde und eine der ältesten Pferderassen Europas. Schwarz und edel faszinierten sie auch Baljit, einen Angehörigen der Sikh aus Mian da Pind im indischen Punjab. Mit ihm begann für Elke Wedig, Leiterin des Barockreitzentrums Heimsheim, und die frühere Turnierreiterin Tatjana Früh, ein ungewöhnliches Abenteuer.
- Klassenfahrt im Alten Kaiserreich China
Wie erleben Jugendliche aus Deutschland China? Maria Hublitz und Rainer Lipczinsky, Lehrer an der Staatlichen Fachoberschule Friedberg, reisten vom 8. bis 22. September zu einem Schüleraustausch mit der Jinhua No 8 High School in der Nähe von Shanghai. Die anschließende Rundreise führte sie unter anderem nach Peking, in die Verbotene Stadt, aber auch auf die EXPO 2010 und an die Große Mauer. Ihre Eindrücke fassen die Schülerinnen und Schüler in ihren Tagesprotokollen zusammen. - Begegnungen mit einem ganz anderen Land.
- Auf Koh Lanta mit Kind
Mit Kind in die Tropen: 3,5 Wochen auf Koh Lanta lagen vor uns, der Insel die auf der Schwelle zwischen touristischer Erschließung und Wildnis. - Nur durch’s Meer begrenzte gefühlte Freiheit, Sicherheit in erträglichen Maßen. Gibt es hier Schlangen? Nein, beschwichtigten die Einheimischen, hier gibt es keine Schlangen. Innerhalb von vier Tagen entdeckten wir bereits überfahrene auf der Straße ...
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