Sebastian Jutzi
Der Gorilla
KEN. Irgendwann wird es Berggorillas nur noch in Zoos geben. Und wenn auch das vorbei ist, wird Sebastian Jutzis Buch »Der Gorilla« zu den ausführlichsten Dokumentationen über den Untergang dieser bedrohten Art gehören. Schade, dass erst das Sterben der Berggorillas sein Buch möglich macht.
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Die bekannteste Tierschützerin der Berggorillas im Kongo war die US-Amerikanerin Dianne Fossey. Die 53-jährige wurde 1983 mit »Gorillas in the Mist« (deutsch: »Gorillas im Nebel. Mein Leben mit den sanften Riesen«) weltberühmt. 1985 wurde sie, mit Macheten erschlagen, tot aufgefunden. Ob »versehentlich« von Rebellen ermordet, im Auftrag von Holzkonzernen oder von Wilderern konnte bis heute nicht geklärt werden. Im Kongo herrschen kriegsähnliche Zustände; für jeden geht es auf seine Weise ums Überleben. Die Natur ist da bestenfalls Mittel zum Zweck.
Die letzten schwarzen Riesen im Kongo — ein dokumentarischer Thriller
Von rund 800 Berggorillas weltweit leben etwa 480 im Virunga-Nationalpark. Um sie zu schützen, reist 2004 der junge Artenschützer und Biologe Robert Muir in den Kongo. Sebastian Jutzi macht sich mit »Der Berggorilla« zum Anwalt sowohl der bedrohten Riesen als auch Robert Muirs. Wie in einem Thriller beschreibt er das Leben der Gorillas, ihren Kampf um immer kleiner werdende Urwaldreviere, durch die sie mit ihren Sippen ziehen. Dann treffen sie auf seltsame Wesen mit Stöcken, aus denen Blitze fliegen - und werden regelrecht hingerichtet.
Ich finde an diesem Buch eigentlich alles wichtig: Die Geschichte der Berggorillas, ihre biologische Einordnung, die Unterschiede und Ähnlichkeiten mit Menschen und Menschaffen. Auch die Geschichte des Kongos, die Auseinandersetzung mit Hutus und Tutsis, die Ihre Fehden von Ruanda aus in den Urwald tragen. Das Leben der Bauern gehört mit dazu, die nach neuen Möglichkeiten suchen, ihren Unterhalt zu verdienen, wenn nicht als Milizionäre oder Tierschützer, dann als Wilderer. Nur wenige Ranger sind für die Ordnung auf Hunderten von Quadratkilometern Urwald zuständig. Mühsam behaupten sie ihre Ideale gegen die Holzindustrie und korrupte Beamte.
Der Kongo, wie Robert Muir ihn erlebt und Sebastian Jutzi ihn beschreibt, ist ein wildes Gebiet voller Schönheit und gleichzeitig voller Widerwärtigkeiten, aggressivem Hass und Verachtung gegen jegliche Kreatur. Und all das kann schon bald das Ende der Berggorillas im Kongo bedeuten.
Ob die vermenschlichte Schilderung des Silberrücken Kabirizi und des Lebens seiner Sippe dagegen wirklich nützlich ist? Sebastian Jutzis »Der Berggorilla« hat so oder so schon jetzt das Potenzial eines traurigen Geschichtsbuchs zum Thema.