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Österreich - Whiteout auf der Kaiserau

Um uns herum tobt der Schneesturm. Wir stehen im weißen Nichts der Steiermark. Wie Nägel brennen die Schneekristalle auf der Haut. Die Motorrad-Gespanne sind bizarre Skulpturen unter einer weißen Schneedecke vor unsererm Hotel. Wochenlang haben wir auf Schnee gehofft für unser Gespann-Treffen in den winterlichen Alpen: das Whiteout auf der Kaiserau. Eine Stunde später laufen die Motoren warm. Wir befreien die Gespanne vom Schnee. Manche im Team gehen auf Nummer Sicher und montieren sofort ihre Schneeketten. Wir wollen noch heute die Oberst-Klinke-Hütte auf 1504 Metern Höhe erreichen.


Auf der Straße fräsen wir frische Spuren in den Neuschnee. Kein Räumdienst ist zu sehen, kein Auto begegnet uns. Die Auffahrt zum Triebener Tauern mit seinen 20 Prozent Steigung wird den Verkehr einbremsen. Und da müssen wir zunächst hinunter. Im ersten Gang lassen wir die Gespanne bergab rollen. Der Untergrund ist vereist, und mehr als Schritttempo geht nicht. An der Steilauffahrt legen einige Autofahrer Schneeketten auf, andere versuchen, die Auffahrt rückwärts zu erzwingen - und geben entnervt auf, bis der Streudienst kommt.

Eingeschneit: Erich, der Beifahrer von Andreas.

Kurze Rast vor dem Aufstieg zur Oberst-Klinke-Hütte.

Eingeschneit: Erich, der Beifahrer
von Andreas.

Kurze Rast vor dem Aufstieg zur
Oberst-Klinke-Hütte.

Mehr schlitternd als fahrend steuern wir unsere Gespanne durch das Verkehrschaos und ernten ungläubige, neidische, auch vorwurfsvolle Blicke. Hinter Trieben steigt die Straße wieder an zur Kaiserau. Die Gespanne sind unterschiedlich wintertauglich, wie sich schon auf dem ersten Steilstück zeigt. Franz muss wegen eines liegengebliebenen Ural-Gespanns bremsen und bleibt dann mit seinem CX-Gespann in einer Kurve hängen. Erst als er seine selbstgemachten Anfahrhilfen montiert, wird er wieder flott. Langsam schieben sich die anderen Gespanne an ihm vorbei. Nur nicht stehen bleiben!

Der Schneefall wird immer dichter. Mit Pulverschnee aufgeladene Windböen verwandeln alles in ein weißes Nichts. Oben und Unten verschmelzen zu einer einzigen weißen Wand. Manchmal sind noch die Spuren der Vorausfahrenden in der mittlerweile 15 Zentimeter hohen Schneedecke zu erkennen. Sie dienen dann für kurze Zeit der Orientierung.

Auf der Passhöhe zweigt rechts ein Weg ab. Im geschützten Wald kann man noch gut fahren. Aber auf den freien Flächen hat der Sturm Schneewehen angehäuft, durch die sich die Gespanne regelrecht hindurchgraben müssen.

Nicht alle haben Schneeketten montiert wie der Fahrer dieses BMW-Gespannes.

Im dichten Schneegestöber wagen sich die ersten Gespanne wieder auf die Abfahrt.

Nicht alle haben Schneeketten
montiert wie der Fahrer dieses
BMW-Gespannes.

Im dichten Schneegestöber
wagen sich die ersten Gespanne
wieder auf die Abfahrt.

Das Kassenhäuschen des Lifts taucht schemenhaft im Schneegestöber auf. Dahinter muss die Auffahrt zu unserem Ziel sein, der Oberst-Klinke-Hütte. Ein Weg ist nicht zu erkennen. Die ersten Wagemutigen orientieren sich an den langen Begrenzungsstäben, sofern auch diese überhaupt zu sehen sind. Sie finden den Einstieg und die Auffahrt. Nach einigen hundert Metern führt die Piste wieder in den Wald. Hier ist die Orientierung leichter: Der Weg ist das, was ohne Bäume ist.

Alle erreichen die Hütte. Wir sind froh, die Strecke geschafft zu haben. Der Gedanke an den Rückweg wird erst einmal verschoben: Die Speisekarte hat Vorrang, während draußen der Sturm tobt. Die Oberst-Klinke-Hütte liegt unterhalb des 2196 Meter hohen Kaibling-Gipfels. Hier brechen sich undurchdringbare Schneewolken mit unheimlichem Getöse an der Felswand. Nur selten beruhigt es sich, und für kurze Augenblicke kann man die Gespanne erkennen. Nach ausgiebiger Pause wirft der Wirt seinen Schneepflug an und räumt die Piste für uns frei. Auf dem Rückweg nimmt er einige Rodler zur Hütte mit. Der Wind lässt ein wenig nach. Wir nutzen die Atempause für die Abfahrt.

Im ersten Gang lassen wir die Gespanne die Kaiserau hinunter rollen. Doch die richtige Wintersonderprüfung steht uns erst noch bevor. Auf der Triebener Auffahrt herrscht das gleiche Verkehrschaos wie Stunden zuvor. Autos stehen quer, ein Pkw wurde nur noch von einer Felswand gebremst. Wacker tuckert mein VN-Gespann die Bergstraße hoch. Dann kommen vor mir zwei Ural-Gespanne ins Rutschen. Ich kann nicht wegen des Gegenverkehr nicht überholen, darf aber auch nicht stehen bleiben. Kurz vor dem Stillstand ist die Straße wieder frei. Ich ziehe raus - und plötzlich steht ein Audi neben mir. Mit durchdrehenden Reifen kämpfen wir uns beide zentimeterweise vorwärts. Langsam, unendlich langsam schiebt sich das Gespann nach vorn, gewinnt Zentimeter um Zentimeter. Der Antriebsreifen findet wieder Grip. Zweiter Gang - geschafft!

Andere haben weniger Glück. Die Teilnehmer der sogenannten langen Ausfahrt kommen erst spät in der Nacht zurück. Die Auffahrt war mittlerweile gesperrt worden. Olly schafft es mit seinem Ural-Gespann alleine nicht. Die Polizei hätte die Weiterfahrt untersagt, wäre da nicht Uwe mit seinem Dnepr-Gespann gewesen. Die gelbe Rundumleuchte am Gespann und der Hinweis, dass er der Bergetrupp für die Liegengebliebenen sei, machte wohl einen hochoffiziellen Eindruck. Die Polizisten lassen ihn gewähren. Mit vereinten Kräften schaffen alle den Rückweg hinauf nach Hohentauern und weiter zur Edelrautenhütte. Dort endet unser fantastisches Gespanne-Treffen-Abenteuer "Whiteout auf der Kaiserau".


Text und Bilder: Martin Franitza, Sulzbach-Rosenberg


Heidi Fraitza - Wir Winterfahrer
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Sie schlittern über Eispisten in Norwegen und erklimmen verschneite Alpenstraßen. Für sie gehören Schneeketten und Starthilfe zur Standardausrüstung im Gepäck: die Motorrad-Winterfahrer.

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