SympathieMagazin
Mexiko verstehen
Mexiko weckt bei jedem andere Assoziationen. Der eine denkt an Traumstrände, der nächste vielleicht an Mayapyramiden, der dritte an Gewalt und Drogen und der vierte an Filme erfolgreicher mexikanischer Regisseure, wie »Roma« und »Birdman«. All das und noch viel mehr ist Mexiko, eines der facettenreichsten Länder Lateinamerikas.
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Dieser Vielfalt versucht das aktualisierte SympathieMagazin »Mexiko verstehen« gerecht zu werden. Auf 84 Seiten nehmen deutsche und einheimische Autorinnen und Autoren die Leserinnen und Leser mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise.
Mexiko scheint immer vor dem Abgrund zu tanzen
Von der Grenzstadt Tijuana, die von Migranten und »Maquilas« (Fertigungsfabriken für den US-Markt) geprägt ist, aber auch von einer innovativen Kulturszene, geht es nach Mexiko-Stadt, dem politischen Labor des Landes, das immer kurz vor dem Kollaps steht. Von der Halbinsel Yucatan schildert der Mayaschriftsteller und Aktivist Pedro Uc, wie sein Volk noch im¬mer gegen Bevormundung und Kolonialismus kämpft. Die neueste Bedrohung sehen die Maya in einem Touristenzug.
Der Tourismus ist für Mexiko ein wichtiger Wirtschaftszweig und Devisenbringer. Doch er ist auch ein zweischneidiges Schwert, wie Redakteurin Sandra Weiss am Beispiel der karibischen Retortenstadt Cancún deutlich macht. Aber glücklicherweise gibt es auch viele alternative und gemeindebasierte Tourismusprojekte, die im Magazin vorgestellt werden.
Mexiko ist ein Schwellenland. Das UN-Entwicklungsprogramm UNDP hat festgestellt, dass es Regionen gibt, deren Entwicklungsstand mit europäischen Ländern wie Bulgarien vergleichbar ist. Und andere, die gerade mal das volkswirtschaftliche Niveau von Botswana oder Georgien erreichen.
Diese Verwerfungen sind überall im Alltag spür- und sichtbar: Neureichen jugendlichen lnstagrammern werden Sie im Heft ebenso begegnen wie Bauernfamilien, die sich größtenteils selbst versorgen und noch immer ohne Telefonanschluss leben. Welche Chancen und Risiken das für Mexikos Zukunft birgt, erläutert der ehemalige Unterhändler des mexikanisch-amerikanischen Freihandelsabkommens, Luis de la Calle.
Geschichte ist für Mexikaner ein sehr wichtiger Bestandteil ihrer Identität — vor allem die mexikanische Revolution, die den Grundstein des heutigen Staates gelegt hat. Doch auch Einwanderer prägten das Land. Solche wie die Magazinbotschafterin Elena Poniatowska, die in ihrem Artikel »Die Sonne trinken« ihre ersten Eindrücke von der neuen Heimat wiederaufleben lässt.
Bei allen Gegensätzen eint die Mexikaner jedoch eines: der Stolz auf ihre kreative, vielfältige Küche und Kultur. »Wir sind ein Volk der Rituale. Jeder Vorwand ist gut genug, um den Alltag zu unterbrechen und zu feiern«, schrieb Nobelpreisträger Octavio Paz. Deswegen sind den Festen gleich zwei Beiträge gewidmet. Einer lässt das indigene Erntedank- und Verbrüderungsfest »Guelaguetza« lebendig werden; im anderen erklärt die Autorin, warum man in Mexiko mit dem Tod tanzt und feiert.
Text: Sandra Weiss, Redakteurin des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung