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Thomas Bauer - Mush!Thomas Bauer
Mush!

KEN. Mit »Frankreich erfahren – eine Umrundung per Postrad« von Thomas Bauer hatte ich meine Probleme. Das lag daran, dass mir Frankreich als das gar zu gelobte Land mit der Kultur und Lebensart an sich verdächtig erscheint. In diese Falle tritt Thomas Bauer in »Mush!« nicht. Auch hier reist er wieder »per«, aber dieses Mal mit dem Hundeschlitten. Ein bisschen einheimisch werden will er auch, bleibt dabei aber zurückhaltend.

 
 

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Nordostgrönland ist keine Gegend für Massentourismus. In manche Regionen kommt man nur mit dem Hubschrauber, wer überland reisen möchte, braucht dazu einen Motorschlitten oder ganz traditionell einen Meute Hunde vor den Kufen. Thomas Bauer hat sich genau darauf eingelassen und nach dem Hubschrauber auf den Hundeschlitten umgepackt.

Grönland - Sehnsuchtsort der Abenteurer und Fernsüchtigen

So schnell wird man kein Inuit, also kein Einheimischer, der schon bei mittleren Minusgraden zu schwitzen beginnt. Wo Eis und Schnee regieren, braucht es gute Führung. Thomas Bauer reist mit Inuuta, seinem orts-, eis- und schneekundigen Musher. Der ist nicht besonders redselig, weiß aber zumindest, was er tut, während er seine »Wilde Dreizehn« vor dem Schlitten durch die Landschaft rasen lässt. In Fächerform, und damit anders als in Finnisch Lappland, wo die Hunde hintereinander ziehen und bei voller Fahrt so manchen Hundehaufen nach hinten durchreichen, bis er irgendwann dem Gast auf dem Schlitten um die Ohren fliegt.

Aber die Lappen haben für die selbstbewussten Grönländer entweder keine Ahnung, oder Grönland und seine Jägergesellschaften am Rande der bewohnbaren Welt sind eben anders. Was so weit weg ist von jedem Standard, das eignet sich wunderbar zu einem der wenigen großen Abenteuer der heutigen Zeit. Die Landschaft ist irgendwann eintönig genug, dass man auch als Leser versteht, wie schnell man sich verlaufen kann, und sei es auch nur nachts nach dem Pinkeln auf dem Weg zurück ins Zelt. Es gibt genügend Anlässe, in Nordostgrönland erbärmlich zu erfrieren.

Wie frühere Reisende die Gegend erlebt haben, lässt Thomas Bauer seine Leser in fiktiven Episoden erleben, in Geschichten und Gesprächen, die seiner Erzählung Rhythmus und Abwechslung verleihen. Eine Reportage alleine hätte für 230 Seiten wohl kaum gereicht. Schnee ist eben Schnee und tagelang auf dem Schlitten hat schnell etwas Eintöniges, so verlockend das Abenteuer auch sein mag.

Eintönigkeit regt andererseits die Phantasie an und schärft den Blick für Details, das Andere jenseits des immer Gleichen. Da den Menschen hier nichts bleibt als die Jagd und der Fisch- und Robbenfang, ist genau das neben dem Haupterwerb auch die auffälligste Abwechslung. Alle anderen Geschichten sind schon bald auserzählt. Auch Thomas Bauer muss irgendwann auf Tiere anlegen. Dass sein Talent dabei noch ziemlich entwicklungsfähig sein mag, dafür zeigen die eigentbrötlerischen Dauerbewohner der frostigen Einöde Nordostgrönlands Verständnis. Ein Greenhorn in Grönland ist keine Schande.

Heinrich Harrer, der Erstbezwinger der Eiger Nordwand und spätere Lehrer des Dalai Lama, sagte in einem Interview auf die Frage nach seinem Selbstverständnis als Autor: »Ich bin kein Schriftsteller, denn ich stelle die Schrift nicht!« »Mush! - Grönland per Hundeschlitten« ist eine bewusst literarisch gestellte Schrift, weg von der reinen Reportage - »aus literarischen Gründen ... abgeändert und ergänzt«, wie Thomas Bauer sagt.

Auch das ist eine Möglichkeit zu berichten, und das Ergebnis zählt: »Mush!« und die Fotos zur Reise haben das Potenzial, die Sehnsucht nach Abenteuern in dieser fernen Gegen Europas zu wecken, vorausgesetzt man mag es ziemlich kalt und traut sich, in rohe Herzen frisch geschossener Moschusochsen zu beißen.


Einen Auszug aus dem Buch lesen Sie unter »Mit dem Hundeschlitten durch Grönland per Hundeschlitten« auf Globalscout.


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