- Israel - gelobt, das Land
Schon die Anreise nach Israel war ungewöhnlich. Die Begegnungen mit den Reiseleitern würden es erst recht sein. Sie diregierten unseren Bus stets so, dass wir an eher unsicheren Stellen gar nicht erst vorbeikamen. Eigentlich wusste ich nur wenig über das Heilige Land. Doch ich hatte einen »wichtigen Auftrag«: Unsere beiden kleinen Kinder wollten wissen, ob es in Bethlehem Tannenbäume gibt. War dort nicht immer Weihnachten?
Am Frankfurter Flughafen versetzte ich mich wieder in meine Kinder hinein, und sie hätten sich die Frage erlaubt, warum diese seltsam schwarz gekleideten Männer sich irgendwelche Bänder, schmal wie Filmrollen, um die Arme wickelten und dann unter stetem Gemurmel sich wieder und wieder zur Wand hin verbeugten.
Ein Blick auf den Felsendom von der Erlöserkirche aus, dem Zentrum der deutschsprachigen Gemeinde in Jerusalem.
Es war meine erste Begegnung mit orthodoxen Juden und Gebetsriemen. Die Sicherheitsmaßnahmen bis zum Flugzeug waren in dieser Gründlichkeit ebenfalls neu und hatten ebenfalls speziell mit Israel zu tun. Check-in-Beginn drei Stunden vorher. Abfragen durch Israelische Sicherheitskräfte: Haben Sie Ihren Koffer selbst gepackt, ihn vorher verliehen, gehört alles im Koffer Ihnen selbst.
Wenige Stunden und zwei amerikanische Kinofilme später bei der Ankunft in Tel Aviv – Ben Gurion ist alles wieder wie auf jedem anderen Flughafen der Welt. Wobei Ben Gurion wahrscheinlich schöner ist als die meisten. Aber das liegt daran, dass dieser Flughafen erst vor wenigen Jahren neu eröffnet wurde.
Doch sind wir nicht – zumindest nicht nur – wegen dem Aktuellen hergekommen, sondern auch wegen dem, was sich an 3000 Jahre alter Geschichte in diesem Land doch so lebendig zeigt. Nach der spätabendlichen Fahrt mit dem Bus die Küste hoch über Haifa, Akko und Karmiel und schließlich im Kibbuz-Hotel Nof Ginossar am See Genezareth sind wir bei diesem Alten.
Irgendwo hier gebot Jesus den stürmischen Wellen Einhalt, war über das Wasser gegangen, hatte Jünger rekrutiert und ihnen an einer fischreichen Stelle volle Netze versprochen. Was dann prompt auch eintrat. Das Klima ist angenehm warm; draußen im Dunkel schimmert der See. Unser spätes Essen ist reichlich und besteht aus Köstlichkeiten aus 140 Ländern, die Juden zurück nach Israel brachten.
Tannenbäume gab es hier keine. Und es würde sie weder in Bethlehem noch an der Klagemauer oder an anderen Heiligen Stätten geben. Als ich wenige Tage meine Reise durch tausende Jahre Geschichte beendete, war ich tief beeindruckt. Ich würde mich erneut mit dem Buch der Bücher beschäftigen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Text / Bild: Peter Kensok, Stuttgart