- Magie or not Magie ...
Brauchen wir ein magisches Weltbild? Tut es uns überhaupt gut? Wahrscheinlich beides, aber wie ein Zauberkünstler, der die Menschen täglich verblüfft, darüber denkt, versuchte Globalscout herauszufinden. Thorsten Strotmann, einer der erfolgreichsten deutschen Magier, war bereit zu antworten.
Was ist Magie für einen Entertainer und Zauberer?
Thorsten Strotmann: Der Magier arbeitet mit verschiedenen Handfertigkeiten, Techniken und Tricks. Am Ende findet die Magie jedoch im Kopf des Zuschauers statt. Ich kann nicht wirklich zaubern, und ich kann nicht einmal wirklich Gedanken lesen. Aber ein Magier schafft es, etwas so aussehen zu lassen, als könne er eben genau das. Daraus entsteht ein Konflikt im Kopf des Zuschauers, den er für sich dadurch löst, dass er dem Zauberer magische Kräfte zuschreibt. Der Magier baut eine Vorstellungswelt auf, und wenn der Zuschauer darin tun könnte, was er wahrnimmt, dann wäre er eben ein Zauberer.
Das Publikum lässt das Staunen nachklingen. Wie hat er das bloß gemacht? | Die Magie finden in den Köpfen statt. ... und am Ende war alles bloß ein Trick. |
Brauchen wir Magie?
Thorsten Strotmann: Ich glaube, dass Menschen immer etwas brauchen, womit sie sich identifizieren können. Staunen ist neben dem Lachen und der Freude ein sehr starker, wünschenswerter Zustand. Diesen Zustand bewirkt der Magier. Goethe sagt: Das höchste, was der Mensch erlangen könne, sei das Erstaunen. Und das ist das Bedürfnis, das ich bediene.
Welches Publikum ist für Zauberer besonders herausfordernd?
Thorsten Strotmann: Ich habe immer gerne Soloshows gemacht oder bin mit dem Pianisten Randy Lee Kay aufgetreten. Firmen-Events sind dabei eine besondere Herausforderung. Zunächst einmal denken die Menschen in den Unternehmen: Ach, Zauberei, was soll das? Dann findet ein Paradigmenwechsel statt, und die Leute sind fasziniert. Das liebe ich an meiner Arbeit! Die Menschen erkennen, das sich mehr hinter einem Event verbirgt. Schließlich verstehe ich mich vor allem als Entertainer, der mit den Menschen kommuniziert, der mit ihnen arbeitet und dafür in seine Show Comedy- und Kabarettelemente einbaut. Und als i-Tüpfelchen kommt die Magie dazu, das Staunen.
Musik wird als internatIonale Sprache bezeichnet, gilt das gleiche für die Magie?
Thorsten Strotmann: Selbst wenn jemand meinen verbalen Gags nicht folgen kann, kann er sich faszinieren lassen. Zudem gibt es überall magische Weltbilder. Eine Münze verschwinden zu lassen ist eben auch nur ein Trick, selbst wenn die Münze dabei in der anderen Hand bleibt. Meine afrikanischen Zuschauer waren einmal jedoch so sehr in ihrem eigenen Film, in dem es eben Magie gibt, dass sie regelrecht Angst bekommen haben. Dafür gibt es kulturelle Gründe. Auch bei uns wurde im Mittelalter Magie genutzt, um Macht zu demonstrieren und das Volk zu manipulieren. Das hat Angst gemacht.
In »Discoverie Of Witchcraft« beschrieb der Engländer Reginald Scot 1584 fast alles, was es auch heute noch an Zaubertricks gibt. Scot schützte damit Taschenspieler davor, als Hexer verbrannt zu werden. Trotz solcher Bücher seit dem Mittelalter schaffen es immer wieder Künstler, die magische Welt in den Köpfen der Zuschauer zu aktivieren.
Was haben Magie und Persönlichkeitstraining für dich als Zauberer und ausgebildeten Contextuellen Coach gemeinsam?
Thorsten Strotmann: Im Persönlichkeitstraining wie in der Zauberei geht es um die Macht der Gedanken. Wenn jemand etwas gefunden hat, das ihn bewegt und begeistert, dann muss ich ihn nicht weiter von außen motivieren, er ist es bereits motiviert. Und dafür passt für mich der Satz: Der Magier in deinem Leben bist du!
(Text: Peter Kensok, Stuttgart; Bilder: vom Zauberer)