SympathieMagazin
Israel verstehen
Israel zu verstehen ist eine Herausforderung. Einerseits ist es ein kosmopolitisches Land, zu dem sich Menschen aus über 100 verschiedenen Nationen zugehörig fühlen. Andererseits schwelt seit über 60 Jahren der israelisch-palästinensische Konflikt, der die gesamte Region in zahlreiche Krisen gestürzt hat – wie zuletzt der Gaza-Krieg im Sommer 2014.
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Was macht diesen Konflikt so schwer lösbar? Ein Jahr nach Erscheinen des SympathieMagazins »Palästina verstehen« kommt nun die Neufassung von »Israel verstehen« heraus, betreut von der Redakteurin Katharina Amling. Unter den zahlreichen einheimischen und deutschen Autoren und Autorinnen analysiert der Politikwissenschaftler und Israel-Experte Dietmar Herz die Situation: Beide Seiten radikalisieren sich, echte Konzepte für eine Friedenslösung fehlen. »Die Beschwörung der Zwei-Staaten-Lösung ist häufig nur noch ein Lippenbekenntnis«.
Der Alltag mitten im Nahostkonflikt
Ein Rückblick in die Geschichte legt die Grundproblematik offen: Die Staatsgründung Israels 1948 brachte dem jüdischen Volk die langersehnte nationale Heimstätte, die Palästinenser verloren ihre Heimat. Im Ge-spräch mit seinem israelischen Kollegen Yossi Kostiner skizziert Herz die Chronik der Konflikte ebenso wie die Friedensbemühungen seither. Er beschreibt, wie der junge Staat sich selbst behauptete, zur Besatzungsmacht wurde und sich in einen Kampf gegen Terrororganisationen verstrickte. Und Kriege führt, die international viel Ansehen kosten.
Das Sicherheitsbedürfnis Israels sei, so Herz, die Folie der Politik. Ein Bedürfnis, das oft auch den Alltag bestimmt. »Der Wunsch nach physischer Trennung ist groß«, schreibt die israelische Autorin Anita Haviv.
Israelis und Palästinenser begegneten sich hauptsächlich »als Feinde, als Besatzer und Besetzte«. Umso mehr bricht sich anderswo die Sehnsucht nach Normalität Bahn – in den trendigen Szenebars, an den Stränden der hektischen Metropole Tel Avivs, die sich kokett selbst feiert und den schnellen israelischen Lebensrhythmus zur Schau trägt.
»Sei mutig und tu es«, ist das Motto des Schauspielers Doron Amit, der von seiner Kindheit in einem Kibbuz erzählt und sich eine Aussöhnung mit den Palästinensern wünscht. Die Feministin Sybil Goldfainer wird porträtiert, Gründerin des Modelabels »Comme il faut«. Schmuel Lamdan berichtet, warum er seine ultraorthodoxe Gemeinde verließ, um ein »normales« Leben zu führen. David Shulman widmet Jerusalem eine Liebeserklärung – der »Stadt aus Gold«, heilige Stätte dreier Religionen, touristischer Magnet seit jeher. Eine geteilte Stadt, in der jüdische von arabischen Vierteln durch Sicherheitskontrollen abgeschirmt sind.
Kontrovers diskutierte Themen wie Trennwall und Siedlungsbau im West-jordanland werden im Magazin von beiden Seiten beleuchtet. Der ARD-Korrespondent Markus Rosch hat jüdische Siedler besucht und gibt seine Eindrücke wieder. Gibt es noch eine Chance auf Frieden? »Gemeinsame Interessen verhindern Kriege«, sagt der ehemalige israelische Botschafter Deutschlands, Avi Primor, im Interview. Als Voraussetzung für die Friedensbereitschaft Israels sieht er eine internationale Garantie auf Sicherheit. Beide Seiten, resümiert Primor, müssen einen »eigenen Staat haben und in Würde leben können«.
Text: Stephanie Arns