SympathieMagazin
Land & Leute verstehen
Mit welchen Bildern im Kopf begegne ich anderen Menschen, Kulturen und Religionen beim Unterwegssein und vor der eigenen Haustür? Eine Frage, die man sich angesichts von Angst vor Überfremdung und dem Kultivieren von Feindbildern immer wieder stellen muss. Das SympathieMagazin »Land & Leute verstehen«, erschienen anlässlich des 40jährigen Bestehens der Reihe, ermutigt zur Begegnung mit dem »Fremden«.
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Die Reihe des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung ist ein Plädoyer für das, wozu die SympathieMagazine seit den 1970er Jahren anregen: Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln, Klischees und Vorurteile zu überdenken.
Denn oft ist uns gar nicht bewusst, mit welchen Widersprüchen wir leben. Islamisch geprägte Länder wie etwa die Türkei, Ägypten oder Tunesien zählen seit vielen Jahren zu den beliebtesten Reisezielen. Darüber, wie Muslime dort und anderswo ihren Glauben leben, wissen wir aber eher wenig - sonst würden nach Terroranschlägen nicht ganze Länder, Religionen oder Menschen pauschal stigmatisiert. Durch Reisen ergeben sich große Chancen, Sichtweisen zu ändern.
Wer sich für Land und Leute interessiert und den Alltag von Einheimischen miterlebt, schärft seine Urteilskraft. Eindrücke, die man durch persönliche Kontakte mit nach Hause nimmt, zählen oft zu den nachhaltigsten. Und vielleicht befördern sie auch eine notwendige »Willkommenskultur« für jene, die bei uns leben möchten oder müssen.
Weltweit sind jährlich gut eine Milliarde Touristen unterwegs. Gerade für Deutsche ist das Reisen längst zum Ritual geworden, gut drei Viertel unternehmen jedes Jahr eine Urlaubsreise. Dabei stehen Erholung, Strand- und Badeurlaub an vorderster Stelle. »Fast jeder ist unterwegs, aber ist er wirklich auf Reisen? Was unterscheidet Rastlosigkeit von einer Reise, bei der jener, der aufbrach, die Fremde kennenzulernen, verändert nach Hause zurückkehrt?«, fragt der Schriftsteller und »Weltensammler« Ilija Trojanow in einem Artikel des Magazins.
Dass organisierte Studien- und Gruppenreisen ihren Fokus erfolgreich auf das Kennenlernen von Einheimischen und deren Lebensumfeld legen können, wird im Magazin durch zahlreiche Beiträge deutlich. Aber selbst in einem Bade- oder All-inclusive-Urlaub können sich erhellende und nachdenklich machende Begegnungen ergeben. Auch können entsprechend ausgebildete Reiseleiter im Urlaub zum Brückenbauer, zum Übersetzer fremder Kulturen werden. Denn wie schnell Verhalten falsch gedeutet und gutgemeinte Gesten missverstanden werden können, mussten auch Autoren dieses Magazins auf ihren Reisen erfahren.
Wir sind nun mal von unserer eigenen Kultur geprägt, sehen die Welt durch unsere Brille. Mit Kenntnissen über Sitten und Gebräuche, mit Offenheit und Achtsamkeit und durch die Begegnung mit anderen Menschen lassen sich jedoch kulturelle Türen öffnen.
Auf welche Weise auch Reiseblogs im Internet zur Inspirationsquelle für das Unterwegssein in fremden Ländern werden können, berichtet der mit dem Grimme Online Award prämierte Blogger Johannes Klaus. Im Interview erfährt der Leser, wie sich der Schriftsteller und Journalist Navid Kermani auf seine Reisen, zuletzt in den Irak, vorbereitet. Vor Ort geht es ihm vor allem darum, die Normalität in den Ausnahmezuständen zu ergründen.
Und die Reisejournalistin Ulla Schickling bekennt: »Ich bin süchtig nach der Erfahrung, dass die Welt ganz anders ist, als ich mir das vorstelle.« Auch wenn sie mit mehr Fragen als Antworten von ihren Reisen zurückkehrt, schaut sie zu Hause genauer hin, sucht Verbindendes, ändert den Blickwinkel. Dabei ist auch wichtig, sich selbst zu hinterfragen - so wird das Fremde zu einem Spiegel.
Text: Stephanie Arns